Normale Funktion des Knochenmarks
Im Inneren der Knochen befindet sich schwammiges rotes Gewebe: Das Knochenmark. Dieses ist der eigentliche Produktionsort der Blutzellen. Es gibt rote Blutkörperchen (Erythrozyten), die den Sauerstoff im Körper von der Lunge überall hin transportieren und weiße Zellen (Leukozyten), deren Aufgabe es ist, eine Infektion abzuwehren. Und es gibt Blutplättchen (Thrombozyten), die durch Zusammenklumpen Blutungen stillen können.
Das ganze Leben lang ist eine kontinuierliche Produktion aller Blutzellen notwendig, denn die Zellen haben nur eine begrenzte Lebensdauer, wenn sie das Knochenmark verlassen haben und ins Blut gelangen. Bei Erythrozyten beträgt die Lebensdauer Monate, bei Thrombozyten einige Tage und bei Leukozyten nur wenige Stunden bis Tage. Glücklicherweise ist das Knochenmark eine ausgezeichnete Blutfabrik.
Es stellt normalerweise auch immer die ausreichende Anzahl an neuen Blutkörperchen zur Verfügung. Es erhöht die Produktion der roten Zellen, wenn diese nach einer Blutung weniger geworden sind, oder es produziert mehr weiße Zellen, wenn eine Infektion zu bekämpfen ist.

Knochenmark-Stamm-Zellen und ihre Umgebung
Das Knochenmark enthält eine kleine Anzahl von wichtigen Stammzellen, aus denen sich wieder neue Zellen bilden. Es werden also nicht nur voll ausgereifte Zellen, sondern auch immer wieder eine Anzahl von Stammzellen produziert, um diesen ständigen Zyklus der Neubildung aufrecht zu erhalten. Für eine normale Produktion sind gewisse Voraussetzungen notwendig. Ähnlich wie eine Pflanze auf schlechtem Boden nicht gedeihen kann, so kann eine Stammzelle im Knochenmark nicht wachsen und sich vermehren, wenn diese nicht in Ordnung ist.
Es ist bildlich gesprochen also notwendig, dass im Knochenmark nicht nur "gute" Zellen sind, sondern auch ein "guter" Nährboden (d. h. eine funktionierende Umgebung) vorhanden ist. Ein Fehler in der Zellproduktion kann auftreten, wenn die "Samen", also die Stammzellen, oder der "Boden", d. h. das Knochenmark nicht in Ordnung sind. Einen solchen Fehler nennt man "aplastische Anämie".

Knochenmark-Versagen
Wenn die Zellproduktion im Knochenmark gestört ist, können keine normalen Blutzellen mehr entstehen: Weder die Roten, noch die Weißen oder die Blutplättchen werden produziert. Die Symptome der aplastischen Anämie (Blässe, Blutungen, Infektionen usw.) treten auf, weil die Blutwerte gefährlich absinken. Obwohl der Name nur ein Symptom (Anämie = Blutarmut) beschreibt, versteht man unter der Diagnose der aplastischen Anämie das Versagen des Knochenmarks, also die Störung meist aller drei Blutreihen.